Allgäu-Orient-Rallye 2010
Team Ottobrumm
„Es ist Zeit, etwas Verrücktes zu tun”
Freitag, der 7. Mai 2010
Es ist Wochenende in Syrien.
Wir fahren als erstes nach Aleppo, einer der ältesten ununterbrochen
besiedelten Städte der Welt.
Die ausgedehnten Souks sind wegen des Wochenendtags heute geschlosssen.
Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Zitadelle auf einem künstlich aufgeschütteten
Berg im Zentrum der Stadt. Unvorstellbar!
Wahrscheinlich war das so ein Kraftakt wie der Bau der Pyramiden.
Wir fahren weiter über Idlib, Jisr ash Shugur und Hamah nach Salamiyah.
Auch wenn wir zügig vorankommen, ist die Durchschnitts-Geschwindigkeit
niedriger als in der Türkei.
Zu Beginn und am Ende einer Ortschaft gibt es oft eine oder mehrere
künstliche Bodenwellen (Schikanen) um die Geschwindigkeit
der Fahrzeuge zu reduzieren (Rallentisseur). Sie sind nicht extra beschildert.
Wenn man die übersieht, und zu schnell darüberfährt, macht das Auto
einen unangenehmen Bocksprung mit hoffentlich geringen Folgen.
Plötzlich reißt das Auspuffrohr vom Topf am Fahrzeug Heinz-Klaus ab.
Was für ein Sound! Nachdem unter dem Auto nichts unangenehm herunterhängt,
fahren wir weiter.
In Salamiya ist unser Ziel die
"Tagesstätte für geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche
der Jürgen Wahn Stiftung".
Kinder helfen uns die Rollstühle und die Kartons mit Hilfsgütern
ins Gebäude zu bringen. Jedes Team lässt sich mit dem Willkommensbanner
im Hintergrund fotografieren. Das Kinderheim bedankt sich mit Getränken
und Bananen.
Der Leiter der Einrichtung vermittelt uns das Kind, dem wir das im Allgäu
gemalte Bild überreichen. Es gibt uns im Gegenzug ein selbstgemates Bild
mit auf den Weg nach Deutschland. Wir tauschen die Adressen von Kiga und
Kinderheim aus in der Hoffnung eines entstehenden Briefwechsels zwischen
den Kinden.
Die Straßen hier haben keine Markierungen, sind aber breit genug
um plötzlichem Gegenverkehr bei einem Überholmanöver zu begegnen.
Das Ankündigen eines Überholvorgangs durch ganz kurze Huptöne ist
hier üblich, Mittels der Lichthupe signalisieren entgegenkommende Fahrer,
dass sie dich gesehen haben und mit einem Überholvorgang deinerseits rechnen.
Und häufig wird man durch Lichthupe und Hupe einfach gegrüßt.
Die Orientierung in den Ortschaften ist häufig durch Mangel an für uns lesbarer
Beschriftung erschwert. Auch erkennt es sich nicht immer leicht, wo die
Hauptstraße ist.
Eine gute Methode der Navigation durch Fragen ist nicht immer hilfreich,
Das Land präsentiert sich sehr arm. Kaum ein Haus ist fertiggestellt.
Anscheinend leben fast alle Leute auf Baustellen.
Das Familienfahrzeug ist oft ein Moped, auf dem zu viert gefahren wird.
Während wir in der
Türkei über den sichtbaren Zustand des Landes in der positiver Richtung
überrascht waren, ist hier der Lebensstandard geringer als erwartet.
Campingplatze sehen wir in Syrien nicht. In der Nähe vom Homs finden wir
keine Wiese. der Boden besteht aus hartem Sand und Stein.
Bei der Frage eines Einheimischen, ob wir in der Nähe des Hauses
Campieren dürfen, läd er uns zur Übernachtung in sein Haus ein. Schnell
sind Nachbarn und ein Duzend Kinder da und versuchen mit uns zu sprechen.
Die drei bis bis 10 Jahre alten Kinder sind alle männlich. Ab und zu läuft ein
Junge zum Haus und erzählt den Mädchen, was passiert.
Wir möchten nicht, dass sich die Familie wegen uns so einschränken muss,
und nehmen desshalb das zweite Angbot, im eingefriedeten und gepflegten Olivengarten unser Zelt aufschlagen zu dürfen, an. Das hat auch den angenehmen
Nebeneffekt, dass wir unser Bier drinken dürfen. Im Haus ist kein
Alkohol erwünscht.
Ein Medizinstudent, der über das Wochenende hier bei seinen Eltern ist,
kann Englisch und wird schnell der Hauptansprechpartner.
Die Syrier besitzen einen Schweißtrafo und schweißen uns den
Auspuff wieder an.
Wir hinterlassen den Fußball, ein paar Hemden und jede Menge Gummibärchen.
Mit den Gummibären können die Kinder zunächst nichts anfangen,
bis Klaus demonstrativ ein paar Bären ißt.
Schließlich kocht Björn noch ein Fertiggericht und wir
sitzen glücklich und zufrieden vor dem Zelt. Wir gehen so früh wie noch nie
um 23:00 Uhr zu Bett.
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